to dyke_trans: exhibition

the exhibition was part of a larger project – a lab with the title: politicizing trans / trans_forming politics (please find the events blog and documentation with videos and podcasts here).

the lab was taking place in may 2012 in berlin at different locations. the exhibition has been conceptualized and organized by ja’n and lann, with support from the lab-team as well as other dyke_transed people. the lab team consisted of julz, rüzgår, steffi, ja’n and lann. it was financed by intergender, an international gender studies graduate school, situated in linköping, sweden. the exhibition was in addition to that financed by ‘private’ money as well.

the idea for the lab’s topic has been initiated on an intergender board meeting and is a mutual preliminary idea by wibke and lann. the concrete realisation of the whole lab with different formats has been discussed in the aforementioned preparation team. applying different forms of knowledge production with different perspectives has been one important part of the lab. the exhibition’s concept has been elaborated in this context. the anti-genderist focus by and through the concept to dyke_trans has been strongly influenced by the conceptualization of the political positioning dyke_trans, as it has been formulated by the group ‘ag einleitung’ in the book ‘feminismus schreiben lernen’ from 2011 (ak feministische sprachkritik). in this context, dyke_trans has been a newly established term to find an empowering self-appellation for persons discriminated by multiple forms of sexism/genderism. by way of this form, an earlier unnameable positioning has been made explicit as an empowering form of political intervention into genderism. the exhibition to dyke_trans has further elaborated on this concept by changing it from a noun form, implying some kind of essentialized identity, to a verb form. the verb form implies a concept of political positioning which is strongly based on situational and context-sensitive ideas of actions: political positionings are thus understood as forms of action which are not legible over time and space but have to be decided upon again and again for every single moment. this idea has even been processed further in the concept trans_x_ing by xart splitta, making an activist criticism on binary genderings even more central. the exhibition has tried to transform this complex conceptualization of dyke_transing into various forms of visual and performative actions and gazing as a powerful form to re_shape visualizations within this context. the ideas to focus on artistic_political forms of dyke_transing and to focus on visual politics and gazing forms of activities has been strongly influenced by ideas and concepts of tina m. campt’s book image matter. archive, photography, and the african diaspora in europe 2012 as well as nicole r. fleetwood’s book troubling vision. performance, visuality, and blackness 2011. ella shohats edited book talking visions. multicultural feminism in a transnational age 1998 is a very inspiring source for the combination of different forms of knowledge production – artistic, political and academic in an exhibition and publication on anti-racist feminism.

the exhibition’s framing in this text here, takes these different ideas into some sort of momentary historicizing narration. there are much more framings we could make, like exhibitions we have visited or pictures that inspired us. whatever framing we are making, it is formulated from an anti-genderist white ableist staticised perspective.

‘to dyke_trans’, as we have formulated it for and with and in the exhibition, is only one possible form of realisation which is also dependent on the interdependent localization it is formulated from. it is strongly obliged to a critical activist reflection of genderism which is thereby also critically reflecting and acting against racism_ableism_classism_migratism from our positioning which are privileged with regard to racism_ableism_classism_migratism.

the exhibition was only a starting point for asking ourselves many new questions, for reflecting our perceptions and aesthetic norms, and we am happy to proceed in many different ways by and with projects in xart splitta to continue on this way. already during the process of making this exhibition, we tried to find more pictures/images which not only depict single persons or pair constellations but dyke_transing groups and actions like interventions, taking public space. with our recent concept of trans_x_ing spaces_perspectives_perceptions, we are still very much engaged into these questions. 

from the booklet:

 

kritische ver_ortung und soziale positionierung – ein (selbst)interview

– was heißt kritische ver_ortung für dich?

das heißt für mich: zu reflektieren, wie ich sozial positioniert bin in den kontexten, in denen ich mich bewege und die mein selbstverständnis immer wieder bestimmen und herausfordern. und es heißt auch: zu reflektieren, in welchen kontexten und situationen ich mich wie bewegen kann, in welchen nicht oder nur anders.

in bezug auf mein arbeiten in und mit xart splitta bin ich trans_x_t ver_ortet oder andersherum: mein arbeiten ist trans_x_t, indem ich für, mit und in xart splitta arbeite.

– und was bedeutet trans_xt?

zum einen heißt dies, dass ich zweigenderungen infragestelle, das heißt die in tausend situationen immer wieder gemachte annahme, dass es frauen und männer gäbe, weiblichkeit und männlichkeit. dass dies die pole und endpunkte von menschlichen handlungsmöglichkeiten und einlesungen seien – vielleicht mit irgendwas unbestimmtem dazwischen, aber zweigenderung, das gibt es auf jeden fall. und dann heißt es auch, dass ich die idee, dass zweigenderung jenseits von rassistischen und ableistischen, jenseits von migratistischen und klassistischen normen und vorstellungen besteht, hinterfrage: es gibt nicht die zweigenderung, sondern vorstellungen davon sind auch immer durchzogen und geprägt von rassismus, ableismus, klassismus, migratismus: das heißt es gibt nicht nur eine für ‘alle’ gültige und mögliche vorstellung von trans_xten handlungen, sondern trans_xte handlungen und vorstellungen aus einer weiß privilegierten positionierung und welche aus einer anti-rassistischen, d.h. Schwarzen kritischen ver_ortung. das kann sich überschneiden, gemeinsamkeiten haben, kann aber auch ganz unterschiedlich sein.

eine ausdifferenzierung von trans_xten handlungen heißt also auch infragetzustellen, dass es universell weiblichkeit und männlichkeit gäbe, ganz unabhängig und jenseits von allem anderen. mit meinen als weiße ableisierte person unreflektierten vorstellungen von zwei_genderung re_produziere ich auch immer eine rassistische, ableistische, migratistische und klassistische norm – nämlich eine vorstellung einer weißen ableisierten statisierten mittelschicht weiblichkeit als die weiblichkeit. alle anderen formen sind dann ‚zusätzlich‘ oder abweichungen oder so. und die spezifik der weißen ableisierten statisierten mittelschichtsweiblichkeit ist universalisiert, und wird so zum prototyp von weiblichkeit erklärt – zumindest für weiße ableisierte personen, die sich ihre eigenen normen so auch immer wieder bestätigen und so glauben für ‘alle’ sprechen zu können.

– konkret bedeutet dass also für dich …?

also konkret bedeutet es zum beispiel: dass ich sehr lange gar nicht benennen konnte, dass weder weiblichkeit noch männlichkeit für mich stimmt, dass ich mich nicht entscheiden muss und dass ich mein hadern mit sowohl weiblichkeit, meine disidentifikation damit ‚frau‘ zu sein genauso ernst nehmen kann wie meine ablehnung von männlichkeit – männlichkeit, die für mich immer auch genderistisch privilegiert ist. dass ich also diese schwierige situation des nicht mich gemeint fühlens mit weiblichkeit und männlichkeitund mein disidentifizieren mit sowohl weiblichkeit als auch männlichkeit ernst nehmen kann und in kritische politiken umsetzen kann, die eben beispielsweise eine weiße ableisierte norm von zweigenderung herausfordern.

ich habe mich lange in meinem leben damit abgekämpft und gestruggelt, was es heißt, weiblich zu sein, weiblich eingelesen zu werden, weiblich auszusehen, zu sprechen, weiblichkeit zu performen in einer weißen gesellschaft als weiße person, nicht aufzufallen oder nur im rahmen erwartbarer, unbenannt weißer ableisierter weiblichkeitsvorstellungen positiv aufzufallen – hab also versucht zu verstehen und zu performen, was andere wollen, um mich ‘wohl’ zu fühlen, zum das gefühl zu haben sein zu können und zu dürfen in gesellschaft. ich bin also sozial als weiße weibliche person über lange strecken meines lebens in allen möglichen kontexten und von allen möglichen instanzen und personen positioniert worden – und dachte dass es also so ist – als weiblich positioniert und gleichzeitig als nicht-passend, monströs, zu extem für diese kategorisierung, unpassend und das wäre meine ‘schuld’, immer auch stigmatisiert und reglementiert worden. meine von-außen-positionierung als weiblich weiß ableisiert ist also lange ein teil meiner sozialen positionierung gewesen. diese soziale positionierung ist mir so selbsterklärend selbstverständlich, dass ich sie gar nicht merke. also dass ich nicht merke, dass ich sie an sich auch in frage stellen könnte. wenn ich versuche meine interdependente soziale positionierung kritisch zu reflektieren und in politische handlungen zu über_setzen, dann wird daraus eine kritische ver_ortung: wenn ich reflektiere wie weiblichkeitsnormen weiße normalisierungen reproduzieren und frauisierte zu_richten, ausgrenzen, entwahrnehmen – und ich dies immer wieder versuche handelnd produktiv umzusetzen, dann bin ich – in diesen momenten, in denen ich das klar hab, in denen ich das versuche, riskiere, ausprobiere reflektiere, in diesen momenten bin ich dann kritisch anti-genderistisch verortet.

– nur in diesen momenten?

ja genau, nur in diesen momenten. kritische ver_ortung bedeutet für mich, dass es eine handlung ist, eine haltung, ein suchen und versuchen und dass dies immer auf konkrete situationen und kontexte bezogen ist. deshalb schreibe und sage ich auch trans_x_t, also eine verbform (oder was auch immer genau das jetzt ist…). durch die verbform hab ich die möglichkeit, für jede meiner handlungen und haltungen genau zu überlegen, ob sie eigentlich trans_x_end sind. das heißt, es gibt keine übergreifende immergültige zuschreibung trans_x_t.

– trans_x_ing – die englische verlaufsform – sagt also auch dass es keine identität ist?

genau. trans_x_ing hinterfragt durch diesen kontextuellen und situativen ansatz auch identitätspolitiken: ich bin nicht trans_x, ich handele trans_x_t – oder eben auch nicht. das fühlt sich super erleichternd und klärend an und bringt mich endlichendlich weg davon frau zu sein: ich kann so handeln, dass ich frauisiert wirke, wahrgenommen werde, mich selber so ver_orte. dann ist frau eine feministische ver_ortung. in den konventionellen zuschreibungen von weiblichkeit, in die ich passe oder nicht passe, ist frau-sein eine soziale positionierung, die mir angetragen wird, auf mich drauf geworfen wird, die ich annehme, ablehne, modifiziere.

kritisch ver_ortet zu handeln ist also immer auch selbstempowerment, ist selbstbestimmt. soziale positonierungen sind im besten fall kritische analytische zuschreibungen und kategorisierungen, im schlechtesten fall die ich sag jetzt mal ‚alltagsweltlichen‘ normen und zuschreibungen an denen ich mich die ganze zeit mehr oder weniger abarbeite, die ich teilweise oder größtenteils verinnerlicht habe, die mir zuspruch, anerkennung, wiedererkennung, halt, sicherheit aber eben auch verzweiflung, diskriminierung, schale nicht-anwesenheit geben.

die verbformen kritischer ver_ortung wie trans_x_en, dyke_transen, frauisieren – je nach eigener positionierung in einer bestimmten situation – empowern mich dazu immer wieder selbst handeln zu können, handlungen zu versuchen, auszuprobieren, überlegen zu können, die mir eine selbstbestimmung und eine anwesenheit geben. die verbformen und ihre kontinuierlich situative anwendung ermöglichen es auch immer wieder genau zu überlegen, wann und wo ich mich traue mich kritisch zu ver_orten, was ich dafür brauche. die verbform macht es mir möglich, meine kritischen ver_ortungen als handlungsmöglichkeiten zu verstehen und nicht für ein- und allemal als fest- und zuschreibungen zu begreifen, die mir nicht entsprechen und die ich sowieso nicht erfüllen kann.

 

weiterlesen zu politics of location/ kritischer ver_ortung:

adrienne rich (1984 [2003]): notes toward a politics of location. in: lewis, mills: feminist postcolonial theory. a reader.
chandra talpade mohanty (1987): feminist encounters: locating the politics of experience. copyright 1
michele wallace (1989): the politics of location: cinema/theory/literature/ethnicity/sexuality/me. framework, no. 36
lata mani (1989): multiple mediations: feminist scholarship in the age of multinational reception, inscriptions 5
inderpal grewal (1994): autobiographic subjects and diasporic locations: meatless days and borderlands. in grewal and kaplan, eds. scattered hegemonies
caren kaplan (1994): the politics of location as transnational feminist practice. in grewal and kaplan, (eds.) scattered hegemonies.
may ayim (2002) afrodeutsch I. in may ayim. grenzenlos und unverschämt. frankfurt/main 180-181.
encarnación gutiérrez rodriguez (2003) repräsentation, subalternität und postkoloniale kritik. in: spricht die subaltern deutsch? migration und postkoloniale kritik. hito steyerl und encarnación gutiérrez rodriguez (hrsg.), münster, 17-37.
grada kilomba (ferreira) (2003) die kolonisierung des selbst – der platz des Schwarzen. in: spricht die subaltern deutsch? migration und postkoloniale kritik. hito steyerl und encarnación gutiérrez rodriguez (hrsg.), münster, 146-165.
alyosxa tudor (2011) feminismus w_orten lernen. praktiken kritischer ver_ortung in feministischen wissensproduktionen. in ak feministische sprachpraxis, (hrsg.) feminismus schreiben lernen. frankfurt/main, 57-99.

projekte

xart splitta plant, organisiert, performt, macht, unterstützt und sammelt projekte und projektideen die wirklichkeiten_räume_aktionen_leben in vielen unterschiedlichen weisen trans_xen.

eins unserer ersten projekte war die ausstellung ‘to dyke_trans’. im moment organisieren wir das projekt ‘turning pages’ und ein performance- und partyprojekt zur infragestellung von zweigenderung. die homepage, auf der du dich gerade befindest, mit ihren vielen verschiedenen dimensionen, genres, fragen und inspirationen ist ein weiteres projekt, an welchem wir momentan und fortlaufend arbeiten: wir planen viele verschiedene seiten, sammlungen und verlinkungen: themensplitta und intervenierungsideen in zwangszweigenderung, foto-galerien und filmlisten, sammlungen von inspirierenden zitaten und die vernetzung inspirierender trans_x_ender personen und communities. alles das sind fortlaufende kleinere und größere projekte, mit denen wir arbeiten_leben_inspirieren. es ist unser projekt viel spaß_inspiration_kontakt_fragen_visionen_anwesenheit zu haben und zu gestalten und trans_x_endes leben besser_wärmer_glücklicher_anwesender_offener_fragend_suchend_kommuniziert_communitymäßig zu machen.

wir sind sehr interessiert an deinen ideen für projekte und freuen uns mit dir über mögliche formen von gemeinsamen nachdenken_arbeiten_inspirieren_networking nachzudenken! nimm kontakt mit uns auf!

contact@www.xartsplitta.net

 

kloveränderungen

zeichnung einer meerjungfrau ohne hände, unterschiedlichen brüsten und brustwarzen, einem schnurrbart
genderpoo von coco riot

eine sammlung.

konkrete ideen und dokumentationen von und für interventionen in zweigenderungsnormen auf öffentlichen toiletten, umkleiden und an ähnlichen orten.

 

* das hier ist der link zum genderpoo projekt von coco riot

* auf einmal war es vorbei – kurzgeschichte von lann

 

abb. 11: transformation. dokumentation meiner beulen nach meinen wöchentlichen versuchen, die tür dazwischen bei öffentlichen toiletten zu finden.
transformation. von: mik van essen, m.vanessen@yahoo.de, zuerst erschienen in “begegnungen auf der transfläche”, 2012, edition assemblage

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langsam aber sicher und von da an fortlaufend werden wir hier verlinkungen reinstellen und freuen uns über eure vorschläge!