trans_x_ing space: ein abend mit performances, films & spoken word für antirassistisches, entHinderndes, empowerment zu trans, trans_ing, trans*, transgender…

 

26. januar 2014, eintritt: spende
einlass um 19:30, show startet um 20:00
im südblock, admiralstr. 1-2, 10999 berlin, rollstuhlgerecht

sprachen/languages: teils deutsch/ teils englisch, partly german/ partly english,
laut- und gebärdensprache

 

trans_x_ing space: de_constructing genderism_racism_ableism 

 

  • how do i express something beyond he and she? when is performing femininity or masculinity part of my antiracist, antiableist fight?
  • was passiert wenn ich entweder-oder in bezug auf geschlecht in frage stelle_irritiere_herausfordere? wann benutze ich männlichkeit, weiblichkeit in meinen enthindernden, antirassistischen handlungen?
  • was heißt trans_xing in einer rassistischen, ableistischen gesellschaft? und wex kann da wann und wie empowert sein?
  • what is trans_xing in a racist, ableist society? who is empowered – and how and when?

show und filme von: kassandra ruhm & simon*, mc xuparina & andré seguro, juli rivera, julz, lisa & mathi, jayrôme c. robinet, kai, skyler, emy fem & zoé cobain, mäx power.

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Turning Pages

Turning Pages ist eine Sammlung von 14 Kunstwerken: Gemalt, gezeichnet, designed, fotografiert, getextet, inszeniert.
Diese wurden 2014 von xart splitta veröffentlicht, um:

  • Die Vorstellung(en) von Zweigeschlechtlichkeit herauszufordern
  • Mit rassistischen und beHindernden Normen zu brechen
  • Empowerment für Trans*-Personen zu sein

Die Künstler*innen sind:

Zanko, TROUBLE X, Tomka Weiß, She-Trigger (Finn K. Buchwald), Sam Marshall, Raoul Berlin, Nino Pampino, Nancy Rohde, Mik van Essen, Mathi Matthias, Lisa Oppenländer, LaYla Zami, Josch Hoenes, Finn Jackson Ballard, Elisha Lim, Coco Riot, Alex Giegold

Die Turning Pages bestehen aus 14 verschiedenen künstlerischen Drucken, die in Form einer LP verpackt sind und zusätzlich eine Titelseite mit allen Informationen haben.
Ihr erhaltet diese bei xart splitta, über eine Spende würden wir uns freuen.

ent_wahrnehmen I ent_komplexisieren I ent_konstruieren

ent_wahrnehmen

wenn ich etwas nicht sage, wenn ich eine privilegierte position nicht benenne, also entnenne, dann ist das eine sprachhandlung, die zu einer entwahrnehmung meiner privilegierung führen kann. entwahrnehmung sind durch unterschiedliche kommunikative handlungen vollzogen wie entnennungen, enthören (ich höre einer anderen person nicht zu; ich lese bestimmte sachen nicht; ich höre über andere stimmen hinweg, berücksichtige sie nicht),  dann handle ich so, dass ich entwahrnehmungen schaffe. entwahrnehmungen sind die konzeptuellen prozesse, die durch unterschiedliche kommunikationsformen wie sprechen, schreiben, sehen, ansehen/anblicken, zuhören usw. hergestellt werden. etwas nicht zu hören ist nicht einfach etwas nicht zu hören, sondern führt dazu dass etwas – oder x –nicht wahrgenommen wird, eine andere person oder position kein gehör findet und dadurch auch keinen eingang in meine vorstellungen_politiken_handlungen_wahrnehmungen.

zum weiterlesen: natasha a. kelly (im erscheinen): afrokultur als wissenskultur. die ent_wahrnehmung von Schwarzen wissensre_produktionen in deutschland. dissertation  (arbeitstitel).


ent_komplexisieren

strukturelle diskriminierungen sind komplex, sind interdependent (verlinken). wenn nur einzelne aspekte davon betrachtet werden und dadurch universalisierungen geschaffen werden, wenn also zum beispiel ein allgemeines ziel für trans_x_ende politiken benannt wird und dies nicht ausdifferenziert wird für personen, die durch rassismus und ableismus diskriminiert sind und für personen die über rassismus und ableismus privilegiert sind, dann wird so eine komplexe interdependente diskriminierungsstruktur entkomplexisiert. entkomplexisierungen führen zu diskriminierungen über die universalisierungen bestimmter vorstellungen, positionen, normen.


ent_konstruieren

gender, in allen interdependenten formen und allen unterschiedlichen realisierungsdifferenzierungen ist konstruiert.

trans_x_ing ist versuchend immer wieder auch ent_konstruierend zu sein zu gendernormen, -vorstellungen, -verhältnissen

xart splitta ist trans_x_ing ist versuchend ent_konstruierend.

ent_konstruieren ist fort_laufend hinlaufend immer sich bewegend nie ankommend

konstruktionen sind nicht willkürlich, nicht individuell autonom spontan durchgängig und durchgreifend veränderbar

konstruieren ist eine machtvolle machtdurchzogene normalisierende handlung – so stark dass sie nicht als konstruierende handlung begriffen wird häufig sondern als vorgängig, als schon da, als natürlich.

alles was natürlich ist, ist eine konstruktion als natürlich

alles was kulturell ist, ist eine konstruktion als kulturell

das zu hinterfragen ist ent_konstruieren

gender in allen seinen ausformungen ist ein effekt von genderismus

race ein effekt von rassismus

ableisierung ein effekt von ableismus

häufig ist der fokus wegverschoben von den strukturellen diskriminierungsformen hin zu den sich immer stärker naturalisierenden effekten derselben – zu den kategorien, die diese geschaffen haben und fortwährend weiter schaffen.

und in widerständigen politiken, in denen diese kategorien als ausgangspunkt genommen werden, werden bestimmte machtvolle konstruktionen damit anerkannt, zumindest ein stückweit, eine zeit lang – um widerständig auf einer bestimmten ebene vielleicht handeln zu können.

ent_konstruiere ich diese naturalisierungen, diese setzungen, dann gehe ich in bestimmter weise vielleicht weiter mit meinen politiken, vielleicht aber greifen sie dadurch und damit dann nicht, vielleicht werden sie unverständlich, effektlos und sind dann keine politiken mehr. vielleicht fordern sie heraus, irritieren sie so stark, dass andere wütend werden, zumachen, schreien, türen knallen, weggehn. und manchmal sind effekte vertrackt und komplex und sowieso nicht steuerbar.

ent_konstruiere ich, so konstruiere ich gleichzeitig auch. konstruiere ich das was ich entkonstruieren will. der unterstrich in ent_konstruieren deutet diese ambivalenz, dieses paradox, an.

auf einmal war es vorbei

irgendwas war nicht mit mir in die entweder-oder frau-oder-mann-toilette auf dem flughafen gekommen, ich hatte vielleicht die tür zu schnell zugemacht, um der ausweglosigkeit des entweder-oder zu entlaufen, vielleicht. ich weiß es nicht und es ist auch egal, das fragen nach dem warum. irgendwas fehlte in dieser kleinen engen kabine, die zu starke spuren intimitäten anderer besaß. als ich pinkelnd im stehen über der klobrille erleichtert ausatmete, druck loslassen, kurz keine blicke und ausgrenzungen in der privatheit einer singulären abschließbaren öffentlichen toilette, als ich also so dort stand, merkte ich gleichzeitig, dass ich nicht mehr rausgehen würde, nicht mehr die luft anhalten, nicht mehr wieder und wieder den gleichen weg zurückgehen würde, den ich schon in seiner spaltenden und unvereinbaren entweder-oder-logik gekommen war, ein weg durch an zweiteilungslogiken glaubende schockierte augenpaare, ein weg vorbei an empörten zischenden zu- und wegschreibungen meiner existenz;  ich wusste, ich würde nicht mehr rausgehen, ich würde einfach hier bleiben, an einem leicht stinkenden (aber auch daran gewöhnt tx sich, merkt es irgendwann nicht mehr) nicht-ort, mit einem winzwaschbecken auf kniehöhe und einem bepinkelten klobecken ohne deckel. und es war viel weniger als eine neue aktive entscheidung, eine neue politische handlungsform, es war nicht die entscheidung zu einem raum in dem ich mich jetzt einrichten würde. es war kein aufbegehren und neu und anders aufmerksam machen, es war aufgeben. auf einmal war etwas vorbei. ich war fertig mit pinkeln, ich zog mir die hose hoch, wusch mir die hände auf kniehöhe, vermied gewohnheitsmäßig souverän den blick in den spiegel, wie seit jahrzehnten. eine selbstverständlichkeit eines nicht hinspürens eines nicht mich wahrnehmens und sichtbarwerdens und daseins in welten; ein abwiegeln eines trotzdems mich in öffentlichen räumen zu bewegen war einfach, schlicht und fast ein wenig überraschend vorbei; so als hätte ich plötzlich keinen hunger mehr, keinen durst, und auch kein bedürfnis mehr zu pinkeln. auch die zeit war vorbei: ich wartete nicht darauf dass es klopfte, ich versuchte nicht mich einzurichten, einen sitz- oder gar liegeplatz zu finden, ich überlegte nicht meine handlungen, meine re_aktionen auf die aktionen später abends dann vielleicht durch irgendeinen sicherheitsservice die tür zu meiner toilettenzelle aufzubrechen, um nachzusehen, ob eine person ohnmächtig geworden ist; ich hatte keine solchen sozialen handlungsvorstellungen und -bezüge mehr in mir, keine versicherungen von dreimal atmen und dann doch wieder rausgehen, einfach ignorieren, die anderen sind eben dumm, sind eben unwissend, sind eben normalisiert, keine versicherungen von nischen und kleinen lebensorten, keinem flughafentoiletten-neuanfang in der kurzen unsicheren unsichtbarkeit eines abschließbaren kleinraums in einem durch gewalt konstituierten größeren raum; keine beschwichtigungen mehr keine selbstbeschwörungen, keinen glauben, keine hoffnung.

es war einfach vorbei.

so wie wenn atmen aussetzt

herz stehenbleibt

worte aufhören