offene liste: interventions ~ ideen_formen_inspirationen

dies ist eine sammlung möglicher oder durchgeführter interventionen unterschiedlichster menschen und gruppen. sie sind ausdrücklich keine aufforderung zu irgendwas von irgendwem – sondern eine offene sammlung. alle personen wissen selbst am besten, was respektvolles intervenieren FÜR etwas ist. viel spaß beim lesen!

  • neues schild/neue beschriftung für einen straßennamen oder für ein denkmal was es nicht gibt oder für ein denkmal, das problematisch ist, ausdenken_gestalten_anbringen
  • sich selber gute bilder schaffen, plakate gestalten_drucken, comics ausdenken und zeichnen, collagen kleben und verschenken, postkarten verändern oder neu gestalten, sprüche ausschneiden/verändern und übers bett_auf den kalända_neben die garderobe kleben_in die hosentasche stecken
  • buttons herstellen, t-shirts bemalen, laternenmasten gestalten und gehwege besprühen
  • aufnäha gestalten und verteilen, auf parties, in freundecs-kreisen
  • kopien von tollen gedichten, coolen sprüchen und inspirierenden texten in wartezimmer, auf parkbänke, cafétische, flyerecken, flomarktstände legen
  • gedichte beginnen und weitaschicken, neue gedichte schreiben, fragen formulieren, geschichten ausdenken und gemeinsam weitaschreiben, fotos machen und auf sites und in büchern zugänglich machen, problematische bilder digital verändern, schwierigen texten kritische bilder zuordnen und dadurch neu hörbar machen
  • treffen organisieren, um sich zu überlegen, wie mensch in veranstaltungen gut eingreifen kann oder unwohlsein zur schau stellen kann oder kollektiv stören kann, damit z. b. öffentliche veranstaltungen verhindern, oder andere themen/stimmen hörbar machen
  • aufkleber drucken: für tagebuchumschläge, toilettentüren, u-bahnen, kaufhäuser, ämter, briefkästen
  • mir selbst einen neuen namen geben, neue pronomen aussprechen und in die welt setzen, neue wörter ausdenken und teilen
  • briefe in gedichtform schreiben und kritiken als collagen gestalten; reflektionen vertonen und aufnehmen mit anderen gemeinsam singen, anderen sagen was du gut findest, was du an und mit ihnen empowernd findest; visionen entwerfen und teilen
  • benannte dinge umbenennen (z. b. mit aufklebern/viel farbe/transpis/im sprechen/auf flugis): institutionen, straßenschilder, öffentliche preise, gebäude, brücken, flughäfen, kleingartenanlagen, parfümflaschen und schokoladenverpackungen, apotheken und kneipen
  • mediale intervenierungen wie leute interviewen, podcasts machen, zines zusammenschnipseln, -schreiben, kopieren und verteilen, kurz_filme drehen, kleine clips raps _szenen_fake-vorträge überlegen und videos damit gestalten und teilen, les_erinnenbriefe schreiben, blogs und blogartikel veröffentlichen, eigene bilder ins netz stellen, seiten verlinken und vernetzen, verlinkungsvorschläge schicken, kommentieren und webseiten stören
  • neue lieder zusammen überlegen und laut singen in unterschiedlichen situationen, laut zu husten anfangen und selbstgespräche führen, um etwas anderes zu übertönen, tasche lautstark aus- und einpacken, stuhl rücken, aufstehen wieder hinsetzen
  • alltagskommunikative intervenierungsformen wie zum beispiel argumentationen, fragen stellen, nachfragen, zuhören, neu formulieren, weggehn; irritationen und eigene abwehr für sich selbst reflektieren, sich beraten, kritik ernstnehmen, liegenlassen, noch mal mit anderen drüber reden, umsetzen in neue handlungsformen
  • petitionen initiieren, neuen demospruch gemeinsam ausdenken, reimen, einüben, ausprobieren, auf flugis drucken und verteilen, transpis/schilder malen für die nächste demo, spontandemo/kundgebung organisieren, per sms-weiterleiten …
  • transpi für einen öffentlichen ort gestalten, um etwas im öffentlichen raum zu verändern, an gerüste hängen, ans eigene fenster, an fassaden, haustüren, pinnwände, in arbeitsräume, theaterfoyers, vor werbeplakate, in behörden und jobcenter, in krankenhäuser und flughäfen, an ‘denkmäler’
  • und dann noch weitere dauermögliche intervenierungsaktionen in so vielen unterschiedlichen situationen: über krasse dinge in speisekarten drüberschreiben, klosprüche übermalen_kleben, aufkleba_poster_plakate_bilder abmachen_überkleben, aufstehen und weggehn in diskriminierenden situationen, türen zumachen, radios und fernseher ausschalten, auf einer party die musik ausmachen, tee- und kaffeepackungen wegschmeissen, salzstreua gezielt aufdrehen, bierdeckel neu beschriften, kaugummis auf stühle von sexistischen mackertypen kleben, buchcover umdrehen, sätze in romanen unlesbar machen, seiten in büchern rausreissen, schilder/ettiketten auf kleidung abmachen, sachen in lebensmittelläden hinter andere stellen und so visuell verschwinden lassen, deutschlandfahnen aus dem stadtbild entfernen, in keine kneipen gehen mit genderistsch_rassistischen speisekarten_klopolitiken_ausbeuterischen arbeitsverhältnissen, überlegen, wo/wie ich einkaufen gehe, andere transecsende personen auf der straße grüßen beim spazierengehen, support-sms schreiben, nachfragen wenn mir was auffällt, aufmerksam sein in öffentlichen räumen …

schreibt gerne mit an unserer offenen liste: contact@www.xartsplitta.net

 

welche fragen kann ich mir stellen in vorbereitung einer intervenierenden handlung?

so wie machtstrukturen sich in ihrer realisierung kontinuierlich anpassen und verändern, so müssen auch intervenierende handlungen kontinuierlich verändert, ausprobiert, reflektiert und neu probiert werden. es gibt nicht die perfekte intervention, es gibt immer nur versuche. intervenierende handlungen schaffen räume, communities, anwesenheiten, gerade auch in ihrer fragilität, ihrer unabschließbarkeit, in dem wunsch sie immer wieder zu verändern, zu reflektieren, zu verändern. jedes intervenieren ist ein probieren, ein suchen nach anwesenheit, ein zusammendenken und –handeln, ein gestalten von welt. die sammlung von fragen hier soll dabei helfen, in intervenierende bewegungen zu kommen:

  • wie können wir als projekt/arbeits/interventionsgruppe uns gegenseitig supporten im intervenieren? wie können wir dies als lebensform füllen, als lustbringend, raumeinnehmend. anwesend-sein? wann und wie kann mein intervenieren ein teil von community-building sein?
  • wie sind wir positioniert in bezug auf das ziel unseres intervenierens? sind wir beispielsweise in bezug auf rassismus privilegiert und intervenieren in eine rassistische handlung einer anderen privilegierten person? wie positionieren wir uns dadurch und dabei? Sind wir alle gleich positioniert in unserer gruppe und wie reflektieren wir unterschiedliche interdependente positionierungen untereinander?
  • wollen wir kritisieren (welche personen oder was?) oder wollen wir empowern (welche personen oder was?)? oder beides? und wie verbunden miteinander?
    in was wollen wir als gruppe intervenieren? d.h. was stellen wir auf diese weise her? was oder welchen leuten geben wir auf diese weise (geltungs)macht, indem wir uns (kritisch) darauf beziehen, es wieder aufrufen?
  • wann ist eine intervenierende handlung für uns geglückt, wann abgeschlossen, wann gescheitert? und woran machen wir das fest? und was bedeutet das für unser intervenierendes handeln?
  • für welche personen oder was wollen wir intervenieren? wie stellen wir uns her auf diese weise? also zum beispiel, wie reflektieren wir unsere eigenen interdependenten und vielleicht verschiedenen positionierungen in bezug auf die intervenierende handlung? wie können wir in uns selbst intervenieren, einzeln und als gruppe? was für bilder von anderen habe ich, wenn ich für andere intervenieren will? inwiefern höre ich, was sie wollen?
  • wie kann ich intervenieren ohne diskriminierungen entwahrzunehmen, differenzen in ansätzen, wünschen und zielvorstellungen stehenlassen und produktiv in interaktion versetzen?
  • mit welchen menschen führe ich die intervenierende handlung durch? wie konkret haben wir mögliche szenarien abgesprochen und uns über unsere möglichkeiten und grenzen, bedürfnisse und wünsche ausgetauscht? wie können wir uns supporten, wie differenzen wahrnehmen und stehenlassen?
  • können wir unsere geplante interveniereung nochmal auf interdependierende diskriminierungsformen gegenlesen und uns damit selbst nochmal herausfordern?

are you calling me names? wie kann ich in benennungspraktiken intervenieren?

erste mögliche fragen dazu sind:

  • benenne ich mich selbst oder benenne ich andere?
  • wenn ich andere benenne, inwiefern berücksichtige ich oder nehme ich bezug auf selbstbenennungen dieser?
  • höre ich genau hin, wie andere, diskriminierte personen und personengruppen sich selbst bezeichnen und wie sie von anderen, privilegierten in dieser hinsicht benannt werden wollen?
  • wo kann ich mich darüber informieren, wie kann ich direkt und indirekt zuhören und hinhören, stimmen wahrnehmen, ohne personen immer wieder in erklärende situationen zu bringen?
  • nicht jede selbstbenennung einer person muss auch der wunsch und die aufforderung an andere für eine anrede sein – gerade nicht wenn es sich um eine diskrepanz zwischen diskriminierten und privilegierten positionierungen handelt.
  • wenn ich mich selbst benenne, inwiefern habe ich meine soziale interdependente positionierung reflektiert und stelle mir die frage, was dies für die konkrete äußerung für meine selbstbenennung bedeutet?
  • benenne ich mich selbst beispielsweise als mit lautsprache kommunizierend, bevor ich eine andere person als mit gebärdensprache kommunizierend charakterisiere? das heißt inwiefern und wann benenne ich mich auf derselben ebene wie andere oder welche normen lasse ich unbenannt – und verstärke ich damit?
  • benenne ich mich überhaupt oder verwende ich passivkonstruktionen, verwende das androgendernde „man“, um selbst nicht anwesend zu sein in meinen äußerungen?
  • wann setze ich was relevant durch die form meiner selbst- oder meiner ent_selbstbenennung? mache ich meine privilegierungen in form sozialer positionierung explizit?
  • was zeichnet meine sprachhandlungen als kritisch ver_ortet aus und wie benenne ich das dann?