Dissolving Territories Teil II – 4+ Flughafen

4+ Flughafen

Mittwoch, 22. Mai 2019, 19h, @ aquarium am Südblock

Gastgesprächspartnerin: Nahed Awwad

© Google Maps

Flughäfen werden oft als sogenannte nicht-Orte umschrieben. Doch was genau bedeutet dies?

Kein Flughafen der Welt kann heutzutage ohne eine Armada von Menschen, die hinter, vor und unter den Kulissen des regulären Flughafenbetriebs schuften, funktionieren. Flughäfen sind mittlerweile kapitalistische (privat) unternehmen, die nicht nur die Mobilität von Millionen von Menschen ermöglichen, sondern auch den Lebensunterhalt von Millionen von Menschen erwirtschaften. In vielen Orten sind Flughäfen wichtige Arbeitgeber*innen, die zehntausende von Menschen beschäftigen. Für sie ist der Flughafen weder ein

Durchgangstor noch ein Transitort ist: er ist ein Fixpunkt in ihrem Leben.

Doch nicht alle, die Flughäfen als Teil ihres Arbeitsalltags zählen, dürfen diese durch die gläsernen und futuristischen Eingänge schreiten, durch die reisende den Ort betreten und erfahren. Menschen, die im Niedriglohnsektor in Flughäfen arbeiten, beschreiten diesen durch zahllose Hintertüren, durch die sie auch wieder lautlos verschwinden sollen. hierzu gehören auch tausende von tamilischen Arbeiter*innen.

Sie sind heute als Putzkräfte, Gepäckabfertiger*innen oder Sicherheitsbeamt*innen in Flughäfen weltweit beschäftigt. ihre Hautfarbe oder vermeintliche Herkunft wurde zu ihrer uniform. Viele von ihnen sind ehemalige Asylbewerber*innen, die der rassistischen Verfolgung und dem Völkermord an dem tamilischen Volk in Sri Lanka mit Flugzeugen entkommen sind. Sie arbeiten heute oft genau an den Orten, an denen sie damals als reisende ohne Retourticket ankamen.

Was bedeutet es wenn Menschen, die damals Flughäfen betraten, um nirgends anzukommen, heute die reisen mobiler, privilegierter Staatsbürger*innen ermöglichen? Wenn Flughäfen nicht-Orte sind, sind sie dann nicht-Menschen?

Im Rahmen der Veranstaltung zeigen wir Ausschnitte aus dem Film »5 Minutes from Home« von Nahed Awwad: www.nahedawwad.com/5-minutes-from-home/

Die Veranstaltung findet in englischer Lautsprache statt. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.

Nahed Awwad ist eine unabhängige Filmemacherin; sie hat mit bekannten palästinensischen Filmemacher*innen, lokalen palästinensischen Fernsehsendern und später internationalen Netzwerken zusammengearbeitet. Im Jahr 2004 erhielt sie ihr Filmdiplom von der Europäischen Filmhochschule in Dänemark und hat acht Dokumentarfilme zwischen Experimental-, Kurz- und Spielfilm veröffentlicht. Awwads Filme wurden auf verschiedenen internationalen Filmfestivals gezeigt, darunter das HotDocs Filmfestival, Kanada 2013, das Dubai International Film Festival 2012, das Vision du Reel Film Festival, Nyon, Schweiz 2005 und 2008 und das Cannes Film Festival 2008 (Cinema Sud). Im Jahr 2009 erhielt sie den International Trailblazer Tribute -Middle East Trailblazer in MIPDOC.

»Dissolving Territories« Teil II wird gefördert von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.


Im zweiten Teil von »Dissolving Territories« werden aus einer dezidiert tamilischen Perspektive unterschiedliche Fragen im Kontext der gewaltvollen Vertreibung von Staatsgebieten und der Schaffung von neuer sozialen Landschaften, Infrastrukturen und Kommunikationskanäle beleuchtet und diskutiert. «Dissolving Territories« bemüht sich in der Bearbeitung und Analyse dieser Fragen gezielt eelam-tamilische Stimmen und Ansätze in den Mittelpunkt zu rücken; Stimmen und Lebenswelten, die seit jeher von ungehört bleiben. Mit dieser Reihe wollen wir Erinnerungskulturen und die Konstruktion von Narrativen durch die Linse eines tamilischen Standpunktes betrachten und damit den Versuch unternehmen, sowohl territorial und kulturgeographische Fragen zu erörtern, als auch lokale Mythen rund um die Themen Flucht und Widerstand in Deutschland zu dekonstruieren.

 

Bewegungsgeschichte*n re/visited: Gespräche mit Zeitzeug*innen

Montag, 1. April 2019, 19h

 

1970er bis Anfang der 1990er Jahre: Schwarze Communities und Communites of Color: Ausgangspositionen – Begegnungen –Erkundungen


Mit: Anita Awosusi, Kook-Nam Cho-Ruwwe, Arfasse Gamada und Katja Kinder. Moderation: Nicola Lauré al-Samarai

Es hat in Deutschland zu verschiedenen Zeiten verschiedene bewegungspolitische Momente und Anfänge gegeben. Oft sind diese Beginnings mit einzelnen Personen verknüpft; oft hängen individuelle und kollektive Bewusstwerdungsprozesse eng miteinander zusammen, beeinflussen und verstärken sich gegenseitig. Frauen* spielen in solchen Zusammenhängen häufig eine besondere Rolle, da sie politische Entwicklungen angestoßen und wichtige inhaltliche Setzungen vorgenommen haben. An welchen Ausgangspunkten mussten sich einzelne Personen und/oder Communities zusammenfinden, um Widerstand zu leisten und für ihre Rechte einzutreten? Auf welche politischen Bewegungsgeschichte*n wurde und wird dabei Bezug genommen? Wie konnten und können bewegungspolitische Erfahrungen weiter gegeben werden?

Diese und andere Fragen werden wir gemeinsam mit unseren Gästen in der ersten Diskussionsveranstaltung im Rahmen des Projektes »Passing it On« diskutieren.

Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt.


Anita Awosusi ist seit 30 Jahren in der Bürger*innenrechtsbewegung mit dem Schwerpunkt auf erinnerungspolitische Arbeit aktiv und war u.a. als Leiterin des Bildungsreferats und Vorstandsmitglied im Dokumentationszentrum deutscher Sinti und Roma in Heidelberg tätig.

Arfasse Gamada ist Mitbegründerin des Bremer Frauenprojekts »decolores« ist Diversity Trainerin mit den Schwerpunkten Rassismus/Anti-Rassismus & Empowerment und war Teil der Oromo-Frauenbewegung.

Kook-Nam Cho-Ruwwe ist Gründungsmitglied der koreanischen Frauengruppe in Deutschland und Vorstandsvorsitzende im Dachverband der Migrantinnenorganisationen (DaMigra e.V.).

Katja Kinder ist Mitbegründerin von Generation Adefra. Sie ist Erziehungswissenschaftlerin, diversitätsorientierte & diskriminierungskritische Beraterin und bei der RAA Berlin tätig.


»Passing it On« wird von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gefördert. Näheres unter: www.xartsplitta.net/passing-it-on/

What’s Up With Class?!

Nicht: ​Race vs. ​Klasse
Sondern: ​Race und ​Klasse!

Mittwoch 15. Mai 2019
9:30h – 18:00h

Ort: Nachbarschaftshaus Urbanstraße, Urbanstraße 21, 10961 Berlin.
Anfahrt: www.nachbarschaftshaus.de/kontakt/anfahrt/

Wir möchten das Gespräch über Klasse zurückfordern, denn jedes Gespräch über Klasse ist nicht vollständig, wenn wir nicht auch über Race, Gender, Behinderung, sexuelle Orientierung, Nationalität und Migrationsstatus sprechen.  In dieser ganztägigen Veranstaltung soll es darum gehen, einen Raum für Austausch zu eröffnen, um das Thema  Klasse/Klassismus aus einer intersektionalen Perspektive anzugehen. In unterschiedlichen Inputs, Workshops und Gesprächsrunden soll eine Reihe von Themen behandelt werden, bei denen es  um das Ineinandergreifen von Race und Klasse geht; dabei werden weitere Diskriminierungs- und Unterdrückungskategorien  mitgedacht. Thematische Schwerpunkte wären:

★ Verknüpfung von Kolonialismus, Rassismus und Kapitalismus
★ Care-Arbeit
★ Reproduktive Gerechtigkeit
★ Öffentlicher Raum

Bei allen Unterthemen geht es insbesondere um Fragen von Partizipation, Aus- und Einschlüssen sowie Zugangsbarrieren im  Kontext von Race und Klasse.  Unser Anliegen ist es, gewöhnliche Gespräche zum Thema Klassismus explizit um die Kategorie Race/Migration zu erweitern.  Es geht uns darum zu verdeutlichen, wie in unterschiedlichsten Bereichen sowohl auf institutioneller als auch auf struktureller  und alltäglicher Ebene Race und Class als soziale Kategorien miteinander verwoben sind.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation von xart splitta, dem Center for Intersectional Justice und dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und wird zusammen mit dem Nachbarschaftshaus Urbanstraße (NHU) durchgeführt.

Sie findet im Rahmen des Shared Spaces Verbundprojekts der Heinrich-Böll-Stiftung statt.

Ablauf

9:30 – 10:00  Anmeldung

10:00 – 10:10  Begrüßung von xartsplitta und Center for Intersectional Justice (CIJ)

10:10 – 11:10  Erzählungen über Klasse mit
★ Emine Aslan
★ Sandra Selimović (Schauspielerin, Regisseurin und Sängerin)
★ Tuğba Tanyılmaz & Ed Greve (i-Päd und Migrationsrat Berlin)

11:15 – 12:00  Input zur Geschichte von Klasse, Migration, (Post)Kolonialismus und Rassismus mit Sinthujan Varatharajah

12:00 – 13:00  Mittagessen

13:00 – 14:30  Care-Arbeit
★ Input von Collectif 360° und Diskussion
★ Paralleler Workshop durchgeführt von Tuğba Tanyılmaz & Ed Greve

14:35 – 16:05  Reproduktive Gerechtigkeit
★ Input von Dinah de Roquet-Bons (Transgender Europe, Int. Committee on the Rights of Sex Workers in Europe & Global Network of Sex Work Projects) und Diskussion
★ Paralleler Workshop durchgeführt von Aylin Turgay (Alice-Salomon-Hochschule)

16:10 – 17:40  Öffentliche Räume
★ Input von Céline Barry (Each One Teach One und Kampagne “Ban Racial Profiling”) und  Diskussion
★ Paralleler Workshop durchgeführt von Saboura Naqshband (Berlin Muslim Feminists) & Amina Aziz (Podcasterin “Mit freundlichen Grüßen”)

17:40 – 18:00  Abschluss

19:00  Filmvorführung von “Remue-Ménage Dans La Sous-Traitance”

Kurzbeschreibung zum Film:
März 2002, Paris. Reinigungskräfte, die in Accor-Hotels arbeiten, streiken. Die meisten Streikenden  sind Frauen westafrikanischer Herkunft und kämpfen zum ersten Mal in ihrem Leben für ihre Rechte.  Der Film, der über einen Zeitraum von 4 Jahren gedreht wurde, skizziert verschiedene Kämpfe, bei  denen mit wenigen Ressourcen, aber einem zähen Willen, kollektiv organisierte Individuen das  Gesetz der Unterwürfigkeit, das in der Welt der Arbeit, insbesondere in der Arbeit unter Vertrag  genommen wird, durchbrechen.

**Wir weisen darauf hin, dass im Rahmen der Veranstaltung Foto-, Ton- und Filmaufnahmen für Veröffentlichungen der  Veranstalter*innen gemacht werden können.

Die Teilnahme zur Veranstaltung ist kostenfrei.
Anmeldung zur Veranstaltung ist erforderlich. Hier geht’s zur Anmeldung.

Programmflyer hier

Racial Capitalism. Theorie, Politik, Praxis – und was wir davon haben

++++ NEUER TERMIN ++++

Mittwoch, 20. Februar 2019, 19h

Ein Vortrag von Ceren Türkmen

Veranstaltungsort ist das Nachbarschaftshaus Urbanstraße (Urbanstraße 21, 10961 Berlin, Saal).

Large Body of Water, 1983, Jean-Michel Basquiat Guardian Artikel über J-M Basquiat

Die Diskussionen um den Zusammenhang von Kapitalismus und Rassismus erleben seit der jüngsten Zunahme rechtspopulistischer Tendenzen in UK und den USA eine neue Konjunktur. Dabei ist die Diskussion selbst nicht neu. Unter dem Stichwort “Racial Capitalism” wurden schon in den 1970er und 1980er Jahren intensive Diskussionen geführt. Die Debatten um einen “Schwarzen Marxismus” sind in Europa nur marginal rezipiert worden, die Wissensproduktion und -zirkulation musste selber am Eurozentrismus scheitern. In diesem Vortrag wird in die Analyse Cedric Robinsons eingeführt, um am Ende Perspektiven für eine linke Debatte in Deutschland heraus zu arbeiten.

Sprache: Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt.

Ceren Türkmen ist Soziologin, doziert an der Justus-Liebig-Universität-Gießen und der Alice Salomon Hochschule Berlin. Sie arbeitet zur politischen Geschichte & Gegenwart von (Arbeits-)Migration, Rassismus, Neomarxismus & Postkolonialer Kritik und Stadtsoziologie. Seit Mitte der 1990er Jahre ist sie aktiv in MSOs (Migrant*innenselbstorganisationen) und in der NSB. Sie ist Mitglied im politischen Sound-Art-Kollektiv Ultra-red und der Initiative “DU 1984”.