Panel: Identity before Politics

Schwarzer Hintergrund auf dem in blau und oragenem Schriftzug folgendes zu lesen ist: 'Panel: Identity before politics

Freitag, den 12. April 2024 um 18:30 Uhr

xart splitta, Hasenheide 72, 10967 Berlin

Diese Veranstaltung findet in englischer Lautsprache mit Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache statt.

„Identity is embodied and rooted, not performed“

– Leanne Betasamosake Simson 

Schwarzer Hintergrund auf dem in blau und oragenem Schriftzug folgendes zu lesen ist: 'Panel: Identity before politics

The fact that “identity” is a central aspect of our communities is nothing new. In the face of marginalisation and othering through intersectional experiences of discrimination, it has become indispensable to name one’s own life realities and relationships to others.

Like everything else, this idea of a concept of “identity” is a discourse in flux. Much discussed, and depending on the context also differently filled and applied, we are moving from an empowering understanding of identity via ‘identity politics’ to ‘Oppression Olympics’.

Identity markers are becoming increasingly academic and conceptualised, not as a self-description of a life reality, but more often as a bargaining chip for which opinion is more correct, which identity has more value, or who has more right to space. Identity is then represented, performed, and becomes a gesture without embodiment – a buzzword.

However, identities are still undisputed factors. Despite the discursive disputes they raise, it should be fundamentally impossible to deny life realities. This can also be seen, for example, in the use of identity in the statement by the Combahee River Collective.

How did identity(ies) become countable, material, or negotiable? What approach do we need to practice a decolonial, anti-capitalist understanding of identity(ies)?

With these questions in mind, we invite you to our first panel in #CommunitisSolidarischDenken with this years focus on identity(ies). ‘Identities before politics‘ takes place with May Zeidani Yufanyi and Sinthujan Varatharajah, on Friday, April 12 at 6:30 pm in our space.


Panelists:

May Zeidani Yufanyi is a social scientist. Their work focuses on civil society networks against discrimination and on postcolonial migration societies in Europe, and on identity formation processes in the context of German migration society.
As a Fem of Color and migrant with Muslim and Jewish roots in Palestine and Europe, intersectional approaches play a central role in thier work.

They published works in ZAG, A&K and MIGRAZINE and poems in Mondoweis and the Sammelband HEIMATLOS: Gedichte and is a co-host of the radio shows “Talking Feminisms” and “The VOICES” on Reboot.fm. They are a member of “The VOICE Refugee Forum” since 2007, they sit on the board of xart splitta and the represent the Berlin Muslim Feminists on the board of neue deutsche organisationen .

சிந்துஜன் வரதராஜா (Sinthujan Varatharajah) is a political geographer, researcher and essayist based in Berlin. Sinthujan’s work explores statelessness, mobility and displacement with a focus on infrastructure, logistics and architecture. In 2017 – 2018, Sinthujan was a board member of the Asylum Advisory Board of the European Commission. In 2020, they were part of the 11th Berlin Biennale for Contemporary Art with the research and art installation “how to move an ark”.

Information about registration:

Register via written, video or audio at contact@xartsplitta.net by Wednesday, April 10th 2024.

This event is intended for people with intersectional life realities. Therefore, please mention in your registration why you are interested in attending and how you position/situate yourself.

Please come to the event tested and stay home if you show symptoms.


The event takes place within the framework of the LADS funded project #CommunitiesSolidarischDenken.

Winterpause – bis 2024!

Liebe Communities, Freund*innen, Unterstützer*innen, Interessierte,

ein weiteres Jahr ist vorbei und wir verabschieden uns ab sofort bis zum 08. Januar 2024 in die Winterpause. Wir möchten uns hier ganz herzlich bei euch allen bedanken. Wir hatten ein spannendes, herausforderndes, erfolgreiches, interessantes, solidarisches, trauriges, spaßiges, schönes und witziges Jahr mit euch, voll mit Austausch, Erkunden, Auseinandersetzungen und Teilen. Ihr wisst, unsere Projekte sind für, mit und wegen euch – Danke, dass ihr neu dazugekommen seid, immer noch an unserer Seite seid oder wieder zu uns zurück gefunden habt.

Wir möchten euch nun noch einen kleinen Rückblick des Jahres geben.

Um unsere digitale Plattform The Living Archives ist es dieses Jahr eher ruhig geblieben. Keine Sorge, wir sind hier nicht von der Bildfläche verschwunden, sondern haben uns ein Jahr gegönnt, um mal aufzuräumen und aufzuarbeiten. Ihr könnt euch auf einige strukturelle und optische Veränderungen im Archiv freuen. Am aufregendsten finden wir allerdings die Veränderungen hinsichtlich des Barriereabbaus. Endlich konnten wir hier mit Unterstützung des LSBTI-Inklusionsfont der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung mehr Untertitel in die Dokumentationen einfügen, Übersetzungen in Deutscher Gebärdensprache anfertigen lassen, Kontrast und Größeneinstellungen ermöglichen und auch Übersetzungen in Leichte Sprache in Auftrag geben! Wir freuen uns so sehr von nun an nicht nur weiter Zugänge auf inhaltlicher Ebene zu ermöglich, sondern diese kontinuierlich auch strukturell greifbarer zu machen. Wir freuen uns über all die tollen Inhalte, die wir gemeinsam mit euch in den kommenden Jahren auf The Living Archives dokumentieren dürfen. 

#CommunitiesSolidarischDenken, nun im vierten Jahr und gefördert durch die LADS, hat in diesem Jahr das Thema ‚Arbeit’ re_zentriert. Zentral waren für uns Fragen, wie: Was wird als Arbeit anerkannt und was nicht? Erkennen wir Muster in diesen nicht anerkannten Arbeiten? Was wird hier aberkannt, was ausradiert und was vergessen? Kritiken an Arbeit, als kapitalistisches Konzept selbst, an Leistungsdruck, Unterbezahlung und Burnout sowie, im Gegensatz dazu das Verweigern eben dieser, waren immer wieder Thema.
Wir haben für euch eine wundervolle Dokumentation zusammengestellt und, weil wir nicht genug kriegen können, dieses Jahr in zweifacher Ausführung. Unser Notizbuch könnt ihr ab Januar bei uns im Büro abholen. Und da ihr es bis dahin vor Spannung sicherlich kaum aushalten könnt, gibt es noch eine umfangreiche digitale Dokumentation auf The Living Archives.

Und hier sind unsere Highlights des Jahres:

Bild auf blauen Hintergrund liest 'Black Community Talk: The Love and Labour of community organising'

Begonnen haben wir das Jahr mit der Frage nach Community Organising und haben dazu gemeinsam mit Marlize Andre, Clementine Burnley und Lucy Ng’ang’a gefragt: Was definiert Arbeit und wo passt community organising da hinein? Als Orte der Begegnung, des Widerstands, der Liebe, der Fürsorge und oft auch als ein notwendiges Mittel zum Überleben verdienen sie Raum für Prozess und Auseinandersetzung. Denn meist wird die Arbeit, die nötig ist, um Gemeinschaften überhaupt erst aufzubauen, und die kontinuierlichen Bemühungen, sie zu erhalten, unsichtbar gemacht.

Im Verlauf des Jahres wurden wir durch den BIPoC literature circle: Labour and resistance und durch tolle Netzwerktreffen — wie zum Beispiel das für BIPOC Organisationen in öffentlicher Förderung und das Netzwerktreffen Community in Academia — begleitet.

Aber lasst uns gerne mal zum Ruhen kommen, denn Rest is Resistance!
Sei es durch Spiel oder Ruhe. Und das konnte wir dieses Jahr besonders im Sommer mit euch umsetzen!
Weil Ruhen mindestens wichtiger ist als Arbeiten, haben wir uns einige Male mit euch im Rest Space getroffen und… nichts gemacht! Am 15. August durften wir euch mit unseren Kooperationspartner*innen zu einer Schnipseljagd que(e)r durch Kreuzkölln schicken, damit ihr an den großartigen Stationen knobeln und einen der tollen gespendeten Preise gewinnen konntet. Was für ein Spaß!

Wir haben außerdem an vielen Stellen mit euch zusammenarbeiten dürfen. Wir haben mit euch bei den Kitchen Table Gesprächen „Arbeit, Arbeit… Arbeit?“ diskutiert, durften gemeinsam mit Dr. Rena Onat die Veröffentlichung der Publikation ihrer Doktor*innenarbeit feiern. Es wurde sich bei uns getroffen und über Konzepte der gemeinsamen Ökonomie gelernt. Es gab Austausch zu Arbeit in der Service Branche und einen kritischen Lernraum zum diskriminierungssensiblen Verdolmetschen. 

Das Jahr beendet haben wir mit einem Panel gemeinsam mit Asmara Habtezion, Jihad Yagoubi, Newroz Çelik und Thủy-Tiên Nguyễn zu
Was wir uns einander schulden – Über Solidaritäten und Mutual Aid. Hier ging es um Solidaritäten, Arbeit und Communities im Kapitalismus und wie Menschen und unsere Communities sich durch die gezwungene Prekarität navigieren. Kollektive Praktiken, wie z.B. Mutual Aid, können hierfür ein alternatives Verständnis von Arbeit und gegenseitiger Verwobenheiten aufzeigen und Solidarität(en) in tägliche und selbstverpflichtende Praktiken umsetzen.

Ganz zum Schluss, nach diesem umfangreichen Jahr voller Arbeit, haben wir uns dann nochmal einen wichtigen Moment Zeit genommen. Wir sind gerade durch einige harte Jahre durch und stecken aktuell tief in Krisen fest. Sei es durch Kriege und Konflikte, die erstarkenden (rechts-) populistischen Tendenzen, steigende Inflation oder einfach immer noch die gute alte Pandemie, die ja für einige schon vorbei zu sein scheint… Unsere Communities sind am Kämpfen, einige mehr als andere, aber alle sicherlich sehr ernsthaft und unermüdlich. Von anderen Menschen haben wir gelernt, Trauer als Prozesse in unser Leben zu lassen. Trauer, um uns, unser Verlorenes, unsere Verlorenen oder bspw. einen Mangel an Sicherheit, um zu heilen. Das hat geholfen und wir möchten euch alle hier nochmal daran erinnern, nehmt euch Zeit. Zeit für euch, Zeit für den Schmerz und die Trauer, damit die Hoffnung, aber auch die Fürsorge und die Kraft, (wieder) Platz haben.  Aber am meisten Zeit für einander, da wir ohne einander und ohne miteinander nicht können.

Wir möchten von Herzen unseren Dank aussprechen an alle, die zu diesem Projekt beigetragen haben! Ein besonderer Dank geht an die Panelist*innen, Referent*innen, Workshopleiter*innen und die Helping Hands, die Dolmetscher*innen und Kommunikationsassistenzen. Ein herzliches Dankeschön gilt auch den Teilnehmer*innen der Netzwerktreffen und unseren Kooperationspartner*innen sowie allen anderen, die sich mit uns in Gespräche und Austausch begeben haben. Gemeinsam haben wir diese bedeutenden Räume erlebt, belebt und mit Inhalt gefüllt.

Wir sind gespannt auf das kommende Jahr und die Fortführung unserer Projekte. Wir freuen uns auf neuen und alten Austausch mit euch, auf eure Ideen und Perspektiven.
Damit möchten wir uns mit einer guten Portion Community-Liebe aus diesem Jahr und für den Moment von euch verabschieden. Danke für euren Support, euer Feedback, die Unterstützung, die ihr weiterhin und so kontinuierlich mit uns teilt. 

Wir wünschen euch allen erholsame freie Tage und Zeit zum Ausruhen und Durchatmen. Wir hoffen, dass diejenigen, die gerade durch schwere Zeiten gehen, eine Pause kriegen und Kräfte sammeln können. Wir hoffen, dass wir gemeinsam stark sein und bleiben können.
Auf in ein neues Jahr mit euch. Wir wünschen euch allen viel Kraft und alles Gute für den Jahreswechsel und den Beginn von 2024.

Mit den besten Wünschen, 

euer xart splitta Team
Juli, Anni, Taye und Nancy

Stellenausschreibungen bei xart splitta e.V.

xart splitta e.V. sucht – vorbehaltlich der Finanzierung – ab dem 01. Januar 2024 eine Person für die inhaltliche Mitarbeit im Projekt #CommunitiesSolidarischDenken (15h/Woche).

xart splitta ist eine Berliner Organisation mit einem Schwerpunkt auf die Themen Intersektionalität, post- und dekoloniale Theorie und Praxis, Erinnerungskulturen sowie Empowerment.
Bei #CommunitiesSolidarischDenken, einem durch die LADS geförderten Projekt, geht es um das Aufbauen und Stärken von cross-community solidarischen widerständigen Praxen, Allianzen und Bündnisspolitiken.

Die Förderung der Stelle ist derzeit noch nicht bestätigt und bis Dezember 2025 befristet, eine Verlängerung darüberhinaus wird angestrebt. Die Bezahlung erfolgt in Anlehnung an TVL 11.

Anforderungsprofil:

  • Sehr gute Kenntnisse zu den Themen Intersektionalität, Black Feminist Thought, rassismus- und diskriminierungskritische Theorie und Praxis, post- und dekoloniale Theorie und Praxis, Empowerment sowie Kenntnisse zu den damit verbundenen aktuellen wissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen
  • Konzipierung, Organisation und Durchführung von diskriminierungskritischen Veranstaltungen/Workshops/Projekten mit intersektionalem Empowerment Schwerpunkt
  • Interesse im Transfer und der Verbindung von Theorie und Praxis
  • Verwaltungsmitarbeit bezogen auf den eigenen inhaltlichen Projektbereich, z.B. Akquise und Abrechnungen von Projektmitteln
  • Öffentlichkeitsmitarbeit
  • Erfahrung sowohl mit dem Arbeiten in Teams als auch mit eigenständigem und eigeninitiativem Arbeiten
  • Vertraut mit der Arbeit und Reflektion in einem mehrheitlichen BIPoC Team und Vorstand
  • Sehr gute Erfahrung in cross-Community-basierter Arbeit
  • Veranstaltungen betreuen, z.B. Anmoderation/Moderation, Betreuung/Vorbereitung von Veranstaltungen inklusive Abenddienste, Auf- und Abbau

Und überdies:

  • Ein hohes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen
  • Kreativität und Flexibilität
  • Ein hohes Maß an strukturiertem und zielgerichtetem Arbeiten
  • Sehr gute Kenntnisse im Umgang mit MS-Office, gängigen Online-Conferencing-Tools und allen gängigen Social Media Kanälen
  • Wertschätzende Kommunikation

Wir möchten insbesondere BIPoC mit intersektionalen Lebensrealitäten zu einer Bewerbung ermutigen!

Aussagekräftige Bewerbungen mit allen üblichen Anlagen bitte bis zum 27.11.2023 als eine PDF an:  contact@xartsplitta.net.

Die Bewerbungsgespräche finden voraussichtlich am 04. und 06.12.2023 statt.

Wir freuen uns auf eure Bewerbungen!


xart splitta e.V. sucht – vorbehaltlich der Finanzierung – ab dem 01. Januar 2024 eine Person in der Öffentlichkeitsarbeit und für den Barriereabbau im Projekt #CommunitiesSolidarischDenken (10,5 Std./Woche).

xart splitta ist eine Berliner Organisation mit einem Schwerpunkt auf die Themen Intersektionalität, post- und dekoloniale Theorie und Praxis, Erinnerungskulturen sowie Empowerment.
Bei #CommunitiesSolidarischDenken, einem durch die LADS geförderten Projekt, geht es um das Aufbauen und Stärken von cross-community solidarischen widerständigen Praxen, Allianzen und Bündnispolitiken.

Die Förderung der Stelle ist derzeit noch nicht bestätigt und bis Dezember 2025 befristet. Eine Verlängerung darüberhinaus wird angestrebt. Die Bezahlung erfolgt in Anlehnung an TV-L 10.

Anforderungsprofil:

  • Sehr gute Kenntnisse in den Bereichen und Intersektionalität, speziell Behindertenfeindlichkeit
  • Sehr gute Kenntnisse in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und in der diskriminierungssensiblen Veranstaltungsorganisation
  • Sehr gute Kenntnisse in der allgemeinen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
  • Sehr gute Kenntnisse in der Netzwerkarbeit und Fundraising Kampagnen 
  • Sehr gute Kenntnisse um Umgang mit allen gängigen Social-Media-Kanälen
  • Sehr gute Kenntnisse in der Referent*innen- und Netzwerkpflege
  • Sicherer, diskriminierungssensibler Schreibstil und Ausdrucksvermögen, um komplexe Sachverhalte zielgruppengerecht aufzuarbeiten
  • Erfahrung sowohl mit dem Arbeiten in Teams als auch mit eigenständigem und eigeninitiativem Arbeiten
  • Vertraut mit der Arbeit und Reflexion in einem mehrheitlichen BIPoC Team und Vorstand
  • Sehr gute Erfahrung in cross-Community-basierter Arbeit
  • Erfahrung in der Betreuung von Veranstaltungen

Und überdies:

  • Ein hohes Maß an Empathie und Einfühlungsvermögen
  • Kreativität und Flexibilität
  • Ein hohes Maß an strukturiertem und zielgerichtetem Arbeiten
  • Sehr gute Kenntnisse im Umgang mit MS-Office, gängigen Online-Conferencing-Tools und allen gängigen Social Media Kanälen
  • Wertschätzende Kommunikation

Wir möchten insbesondere BIPoC mit intersektionalen Lebensrealitäten zu einer Bewerbung ermutigen!

Aussagekräftige Bewerbungen mit allen üblichen Anlagen bitte bis zum 27.11.2023 als eine PDF ancontact@xartsplitta.net.

Die Bewerbungsgespräche finden voraussichtlich am 06. und 11.12.2023 statt.

Wir freuen uns auf eure Bewerbungen!

Offener Brief an die Bundesinnenministerin: Zu Ihrem Debattenbeitrag zur leichteren Abschiebung von sogenannten Clanangehörigen

xart splitta hat den offenen Brief an die Bundesinnenministerin “Zu Ihrem Debattenbeitrag zur leichteren Abschiebung von sogenannten Clanangehörigen” mit unterzeichnet.

28. August 2023

Sehr geehrte Bundesministerin Faeser,

mit großer Besorgnis verfolgen wir Ihre jüngsten Äußerungen und Vorschläge im Diskussionspapier zur Verschärfung der Abschieberegeln für «Angehörige von Gemeinschaften der Organisierten Kriminalität». Sie offenbaren nicht nur eine erschreckende Ignoranz gegenüber demokratischen Prinzipien in einem Rechtsstaat, sie sind auch Ausdruck einer rassistischen Agenda.

Konkret sollen die vorgeschlagenen Verschärfung Angehörige sogenannter Clans treffen. Es ist empörend, dass Sie als Bundesinnenministerin die Möglichkeit ins Auge fassen, Menschen ohne rechtskräftige Verurteilung – ausschließlich aufgrund einer tatsächlichen oder unterstellten «Angehörigkeit» – abzuschieben. Dies würde eine unverhältnismäßige und höchst problematische Einschränkung der individuellen Freiheiten und Rechte darstellen, die im Widerspruch zu den Grundwerten unserer demokratisch verfassten Gesellschaft steht.

Wer und was «Angehörige einer Gemeinschaft der organisierten Kriminalität» sein sollen, ist weder definiert noch definierbar. Die Konstruktion, die Sie vorschlagen, öffnet Tür und Tor für Willkür und Rechtsunsicherheit. Die Verwendung des Begriffs «Clan» im Kontext organisierter Kriminalität ist ohnedies rassistisch und diskriminierend. Sie kriminalisiert einen großen Teil der Gesellschaft pauschal. Der Begriff will eine vermeintlich spezifische Form von organisierter Kriminalität ausgemachen, die nur von «arabischen», «kurdischen» und «türkischen» Menschen ausgeht. Es wird suggeriert, dass sie auf besondere Art und in besonderem Umfang gefährlich und kriminell seien. Andere kriminelle Strukturen – auch Menschen anderer Herkünfte (etwa aus Italien oder mehrheitlich russischsprachigen Ländern) sind damit nicht gemeint.

Eine Kriminalitätsdebatte, die Menschen aufgrund realer oder unterstellter Herkünfte als «ausländisch» –also auch abschiebbar – klassifiziert, ist Wasser auf die Mühlen populistischer Debatten. Wir anerkennen die Herausforderungen im Kampf gegen organisierte Kriminalität und alle Straftaten. Es ist allerdings von großer Bedeutung, bestimmbare Begriffe zu verwenden, die willkürliche Maßnahmen verhindern und rassistischen Debatten vorbeugen, statt sie zu befeuern.

Wir verurteilen deswegen entschieden den diskriminierenden Gehalt Ihrer Vorschläge. Sie führen ausschließlich dazu, eine rassistische und diskriminierende Agenda zu verfestigen. Solche Narrative müssen entlarvt und bekämpft werden, anstatt sie durch Debattenbeiträge und Maßnahmen des Staates zu legitimieren.

Gerade Ihr Ministerium ist als Verfassungsministerium in einer besonderen Pflicht, die Grundrechte und -freiheiten aller Menschen in Deutschland zu achten. Bitte nehmen Sie Ihr Diskussionspapier ersatzlos zurück.

Mit freundlichen Grüßen

Migrationsrat Berlin e.V.

Der Migrationsrat Berlin ist ein Zusammenschluss von annähernd 90 Organisationen, die von Schwarzen Menschen, People of Color und Migrant*innen sowie ihren Nachkomm*innen getragen werden. Neben einem regionalen Schwerpunkt auf Berlin (und Brandenburg) fokussiert die inhaltliche Arbeit auf Bildung, Beratung, Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere zu Migrationspolitik (inklusive Asylpolitik), Rassismuskritik und post-kolonialem und post-nationalsozialistischem Erinnern und Gedenken – und zwar mit den jeweiligen Schnittmengen zu Geschlecht, Alter, Behinderung, Religion, Aufenthaltsstatus, sexueller Orientierung und Ost/West.

Dieser Brief wird unterstützt von:

  • Arabische Elternunion e.V.
  • Ariba e.V.
  • EOTO – Each One Teach One e.V.
  • Flüchtlingsrat Berlin e.V.
  • GLADT e.V.
  • KOP Berlin – Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt
  • KommMit – für Geflüchtete und Migrant:innen e.V.
  • KuB – Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen e.V.
  • Kurdische Gemeinde zu Berlin Brandenburg e.V.
  • Kurdisches Zentrum e.V.
  • LAFI – Lateinamerikanische Fraueninitiative e.V.
  • Polnischer Sozialrat e.V.
  • RomaniPhen e.V.
  • TBB – Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e.V.
  • Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V.
  • xart splitta e.V.

Kontakt für Rückfragen & Interviews:

Magdalena Benavente

E-Mail: magdalena.benavente [at] migrationsrat.de

OFFENER BRIEF: Pass(t) uns allen

In Solidarität und als Unterstützer*innen des Bündnisses Pass(t) uns allen veröffentlichen wir auch hier den offenen Brief der Kampagne.

Deutschland braucht ein gerechtes Staatsbürgerschafts-, Einbürgerungs-, und Wahlrecht!

In Deutschland leben aktuell mehr als 12 Millionen Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, wovon 10 Millionen im wahlfähigen Alter sind. Von ihnen haben 1,5 Millionen keinen deutschen Pass, obwohl sie hier geboren sind. Zugleich liegt die Einbürgerungsquote mit unter 2% im unteren Drittel der EU. Wenn Menschen, die seit Jahren hier leben oder hier geboren sind, nicht vor Abschiebung geschützt sind, nicht wählen dürfen und in ihrem Alltag zahlreichen Beschränkungen unterliegen, ist das nicht nur ungerecht, sondern auch ein massives Demokratiedefizit! Auch angesichts von rechtsterroristischen Anschlägen und Alltagsrassismus ist es zentral, dass vor allem jene, die davon betroffen sind, wählen und selbst politische Ämter wahrnehmen können. Nur wer wählt, zählt.

Am 27.02.2023 haben wir einen Offenen Brief an Bundesregierung und Opposition verschickt. Er wurde von über 100 namhaften Personen und Organisationen aus Wissenschaft, Kultur, Bildung und Zivilgesellschaft unterschrieben und wird auf der Webseite laufend ergänzt.

Wir sind ein bundesweites Bündnis aus migrantischen und rassismuskritischen Organisationen und begrüßen ausdrücklich die geplante Reform des Staatsangehörigkeitsrechts. Volle politische und gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, ist essentiell für eine Demokratie und eine moderne Einwanderungsgesellschaft. Doch um diese tatsächlich zu erreichen, halten wir es für notwendig, weitere Aspekte in das Reformvorhaben einzubringen und neben der Staatsangehörigkeitsreform die geplante Wahlrechtsänderung dazu zu nutzen, ein Wahlrecht für alle einzuführen.

Unterstützt und unterschreibt die Petition hier und haltet euch auf der Website oder über Instagram auf den Laufenden!

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